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Arbeitsmarktbilanz 2017 und Ausblick 2018

Die deutsche Wirtschaft setzte im Jahr 2017 den Aufwärtstrend fort. Der Konjunkturaufschwung war breit aufgelegt und vor allem von binnenwirtschaftlichen Kräften getragen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist weiter gestiegen. Die Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind jahresdurchschnittlich gesunken, obwohl sich mehr geflüchtete Menschen arbeitslos meldeten oder als Teilnehmer arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen in der Unterbeschäftigung gezählt wurden.

„Auch im Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck ist die Arbeitslosigkeit zum vierten Mal in Folge gesunken. Die Arbeitslosenquote lag in der Hansestadt Lübeck im Jahresdurchschnitt bei 8,6 Prozent und die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie zuletzt 1991“, erklärt Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Lübeck.
„Die Wirtschaftsinstitute erwarten eine Fortsetzung des positiven Trends. Dennoch bleiben viele Handlungsfelder. Gerade vor dem Hintergrund sich verstärkender Fachkräfteengpässe müssen alle Menschen eine Chance bekommen, am Arbeitsmarkt integriert zu werden. Präventive Beratung, Vermittlung, Weiterbildungsförderung und berufliche Orientierung sind wichtige Schlüssel, um die benötigten Fachkräfte zu sichern. Mit Aus- und Weiterbildungsangeboten wollen wir die Chancen An- und Ungelernter am Arbeitsmarkt verbessern. Unternehmen sollten zu Kompromissen bei der Stellenbesetzung bereit sein und versteckten Talenten eine Chance geben. Werden Sie zu Fachkräftemachern. Wir informieren gerne über die Fördermöglichkeiten“, bietet Dusch an.

1. Beschäftigung

Bereits das zwölfte Jahr in Folge steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Hansestadt Lübeck an. Laut den aktuellsten Daten haben 95.055 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Ende Juni 2017 in der Hansestadt Lübeck gearbeitet, ein Plus von 2.270 oder 2,4 Prozent. Die Entwicklung fiel etwas schwächer als in Schleswig-Holstein (+2,6 Prozent) und etwas stärker als im Bundesgebiet (+2,3 Prozent) aus. 

Bei der Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten ist ebenfalls ein Anstieg auf 19.747 (+153 oder 0,8 Prozent) zu beobachten, ebenso wie in Schleswig-Holstein (+0,7 Prozent) und im Bundesgebiet (+0,7 Prozent).
Die Mehrfachbeschäftigungsquote beträgt 8,2 Prozent und liegt damit unter dem Landesdurchschnitt von 9,3 Prozent. Sie gibt an, wie hoch der Anteil der Mehrfachbeschäftigten an allen Beschäftigten ist. Die bedeutsamste Form der Mehrfachbeschäftigung ist die Kombination von sozialversicherungspflichtigem und geringfügigem Beschäftigungsverhältnis. In die Erwerbstätigenrechnung gehen allerdings alleine die ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten ein, weil die Nebenjobber schon mit ihrer Hauptbeschäftigung gezählt werden.

Der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beruht sowohl auf mehr Vollzeit- als auch auf mehr Teilzeitbeschäftigung. Mit der Umsetzung einer EU Richtlinie im Teilzeit- und Befristungsgesetz im Jahr 2001 wurden die Rechte der Arbeitnehmer zur Verringerung der Arbeitszeit gestärkt. In der Folge nahm die Zahl der Teilzeitbeschäftigten deutschlandweit – und auch in Lübeck - zu. Im Vergleich zum Vorjahr gab es eine Zunahme um 4,3 Prozent auf 30.369 (Schleswig-Holstein +4,6 Prozent). Mit einem Anteil von 31,9 Prozent an allen Beschäftigten liegt der Teilzeitanteil über dem Landesdurchschnitt von 30,9 Prozent.

Insbesondere in den Wirtschaftszweigen Handel (+503), verarbeitendes Gewerbe (+333), Arbeitnehmerüberlassung (+233), Heime und Sozialwesen (+233) sowie Gesundheitswesen (+220) nahm die Zahl der Beschäftigten zu. Einen Rückgang verzeichnete der Wirtschaftszweig sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (-238).

Mit 76,7 Prozent der Beschäftigten ist der tertiäre oder Dienstleistungssektor stärker ausgeprägt als im Landes- (75,2 Prozent) und Bundesschnitt (70,8 Prozent). Da auch der Anteil des produzierenden Gewerbes (23,1 Prozent), in dem die Gehaltsstruktur meist besser ist, sowie der Anteil Hochqualifizierter (12,1 Prozent) vergleichsweise hoch sind, lag 2016 in Lübeck der Medianwert der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) mit 2.962 Euro über dem von Schleswig-Holstein (2.888). Er war allerdings niedriger als im Bundesgebiet (3.133 Euro).

Demografiebedingt ist die Zahl der älteren Arbeitnehmer zwischen 55 und 65 Jahren auf 16.641 (+7,1 Prozent) gestiegen. Besonders stark war der Anstieg mit 16,5 Prozent auf 982 Arbeitnehmer bei 65 Jahre und Älteren.
Vom Zuwachs der Beschäftigung haben Männer (+2,5 Prozent) etwas stärker als Frauen (+2,4 Prozent) profitiert. 51,1 Prozent (48.595) aller Beschäftigten, die in Lübeck arbeiten, sind männlich.
Einen Zuwachs gab es auch bei Ausländern (+8,8 Prozent). Insgesamt 7,9 Prozent (7.475) der Beschäftigten haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. In Schleswig-Holstein sind es 6,4 Prozent und im Bundesgebiet 10,8 Prozent. Die größte Gruppe stellen mit 21,9 Prozent Türken, gefolgt von Polen (15,4 Prozent) und Bulgaren (6,3 Prozent).

2. Arbeitskräftenachfrage

Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften kann über die Zugänge der gemeldeten Arbeitsstellen abgebildet werden. Weil bei der Stellenbesetzung zum Beispiel auch Stellenangebote in Zeitungen oder persönliche Kontakte genutzt werden, decken diese nur einen Teil der Nachfrage ab. 

2017 wurden in der Hansestadt Lübeck 7.637 offene Stellen zur Besetzung gemeldet, das waren 7,4 Prozent weniger als 2016. In Schleswig-Holstein ging das Angebot um 2,7 Prozent zurück und stieg im Bundesgebiet um 3,9 Prozent an. 

Obwohl das Angebot von Zeitarbeitsunternehmen um 338 (-10,3 Prozent) auf 2.947 Stellen zurückging, blieb es die nachfragestärkste Branche. Weitere Schwerpunkte der Arbeitskräftenachfrage kamen aus den Wirtschaftszweigen Gesundheits- und Sozialwesen (793), Handel (725), Gastgewerbe (486) und verarbeitendes Gewerbe (416).

Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschiebt sich in einigen Berufen bereits zu Gunsten der Arbeitnehmer und Fachkräfteengpässe verstärken sich. In Berufen der Mechatronik, Energie und Elektronik standen in Lübeck zum Beispiel nur noch rechnerisch 0,3 Arbeitslose je gemeldeter Stelle zur Verfügung. In Berufen der Metallerzeugung/-verarbeitung waren es rechnerisch 0,6 und in medizinischen Gesundheitsberufen 0,8 Arbeitslose. Auch in Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik, Werbung oder Lebensmittelherstellung gibt es zunehmend weniger Bewerber pro Stelle. Entsprechend lang ist auch die Zeit von dem gewünschten Besetzungstermin bis zur tatsächlichen Besetzung der Stelle. Sie lag zum Beispiel in Berufen der Metallerzeugung/-verarbeitung bei 180 Tagen, in Berufen der Mechatronik, Energie und Elektronik bei 158 Tagen und in medizinischen Gesundheitsberufen bei 91 Tagen.

3. Arbeitskräfteangebot

Im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Jahresdurchschnitt 15.439 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet, 622 oder 3,9 Prozent weniger als 2016.

In der Hansestadt Lübeck fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit 3,8 Prozent oder 386 Frauen und Männern auf 9.692 stärker als in Schleswig-Holstein (-2,7 Prozent) und schwächer als im Bundesgebiet (-5,9 Prozent) aus. Die meisten Arbeitslosen waren im Januar (10.214) gemeldet, während der niedrigste Bestand im Dezember (9.199) erreicht wurde. 

Von den 9.692 Arbeitslosen wurden 2.429 (+304 oder 14,3 Prozent) von der Agentur für Arbeit und 7.263 (-689 oder 8,7 Prozent) vom Jobcenter Lübeck betreut. Der Anstieg bei der Arbeitsagentur und der Rückgang beim Jobcenter beruht teilweise auf einer Gesetzesänderung. Arbeitnehmer, die bislang zu ihrem Arbeitslosengeld aufstockend Grundsicherungsleistungen erhalten haben und statistisch den Jobcentern zugerechnet wurden, werden seit Anfang des Jahres 2017 in der Arbeitslosenversicherung geführt und betreut.

Die Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es viel Bewegung. Im Laufe des Jahres 2017 haben sich im Gesamtbezirk in beiden Rechtskreisen 43.357 (‑0,5 Prozent zum Vorjahr) Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet und 44.132 (-1,5 Prozent) Frauen und Männer konnten die Arbeitslosigkeit wieder verlassen. 

In der Hansestadt Lübeck meldeten sich 27.242 (-0,6 Prozent) Frauen und Männer arbeitslos; 9.813 (+10,7 Prozent) davon in der Arbeitsagentur und 17.429 (-6,0 Prozent) im Jobcenter. Die Arbeitslosigkeit wieder verlassen konnten 27.561 (-2,8 Prozent) Arbeitnehmer; 9.370 (+13,2 Prozent) davon wurden von der Arbeitsagentur und 18.191 (‑9,4 Prozent) vom Jobcenter betreut. 

Dabei ist die Zahl der Meldungen aus einer Erwerbstätigkeit in der Arbeitsagentur um 608 oder 11,5 Prozent auf 5.890 Arbeitnehmer gestiegen und im Jobcenter Lübeck um 713 oder 19,2 Prozent auf 3.001 zurückgegangen. In eine Erwerbstätigkeit einmünden konnten 4.639 der von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitnehmer, 451 oder 10,8 Prozent mehr als 2016. Im Jobcenter waren es 3.508 (-779 oder 18,2 Prozent). 

75,1 Prozent der Abgänge aus Arbeitslosigkeit sind in Lübeck und Ostholstein nach sechs und 57,5 Prozent nach 12 Monaten noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Bei weiteren 1.175 Arbeitnehmern, die sich arbeitsuchend gemeldet haben, wurde die Arbeitslosigkeit verhindert. Sie konnten bereits während der Job-to-Job-Phase integriert werden.

Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug in der Hansestadt Lübeck im Jahresdurchschnitt 8,6 Prozent. Damit blieb sie erneut über den Quoten von Schleswig-Holstein (6,0 Prozent) und vom Bundesgebiet (5,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote bewegte sich zwischen dem höchsten Wert im Januar und Februar von 9,1 Prozent und dem niedrigsten im Dezember von 8,1 Prozent.

Die Jahresarbeitslosenquote der von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitnehmer stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent an. Im Jahresverlauf bewegte sie sich zwischen 2,5 und 1,9 Prozent. 

Die Quote der Kunden des Jobcenter Lübeck ging um 0,8 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent zurück. Hier bewegte sie sich zwischen 6,8 und 6,1 Prozent. 

Beide Arbeitslosenquoten sind seit 2005 stärker zurückgegangen als in Schleswig-Holstein und im Bundesgebiet.

Der Anstieg der Arbeitslosenquote bei der Arbeitsagentur und der Rückgang beim Jobcenter beruht teilweise auf einer Gesetzesänderung. Arbeitnehmer, die bislang zu ihrem Arbeitslosengeld aufstockend Grundsicherungsleistungen erhalten haben und statistisch den Jobcentern zugerechnet wurden, werden seit Anfang des Jahres 2017 in der Arbeitslosenversicherung geführt und betreut.

4. Arbeitslosigkeit einzelner Personengruppen

Im Jahresdurchschnitt ging die Zahl der Männer (-4,2 Prozent) stärker zurück als die der Frauen (-3,4 Prozent). Damit stieg der Anteil der Frauen an allen Arbeitslosen auf 43,5 Prozent. Insgesamt waren 4.219 Frauen (1.092 SGB III, 3.127 SGB II) und 5.474 Männer (1.337 SGB III, 4.137 SGB II) im Jahresdurchschnitt arbeitslos. 

Jüngeren unter 25 Jahren konnten nicht so stark vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren. Das liegt auch daran, dass sich mehr junge Geflüchtete meldeten. Im Jahresdurchschnitt waren 836 Jüngere (291 SGB III, 545 SGB II) arbeitslos gemeldet. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 8,6 Prozent. In Schleswig-Holstein betrug der Anteil 10,5 Prozent.

Ältere konnten besser auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Insgesamt waren 2.902 (846 SGB III, 2.056 SGB II) der Arbeitslosen älter als 50 Jahre, 4,2 Prozent weniger als 2016. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 29,9 Prozent und war damit niedriger als in Schleswig-Holstein mit 32,6 Prozent.

Den stärksten Rückgang gab es bei Langzeitarbeitslosen. Insgesamt waren 3.516 Arbeitnehmer ein Jahr und länger arbeitslos (-9,4 Prozent). Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 36,3 Prozent. Er blieb damit etwas höher als in Schleswig-Holstein (35,0 Prozent). Bei der Arbeitsagentur waren 8,4 Prozent aller Arbeitslosen Langzeitarbeitslose (204) und beim Jobcenter 45,6 Prozent (3.311). 

Auch Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung profitierten von der guten Arbeitsmarktlage. Ihr Risiko arbeitslos zu werden ist dennoch mehr als fünf Mal so hoch wie bei Menschen mit einer abgeschlossen Berufsausbildung. Die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Berufsausbildung betrug 4,8 Prozent, während sie bei Ungelernten bei 27,8 Prozent lag. Im Jahresdurchschnitt waren im Jobcenter Lübeck 4.449 Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung gemeldet. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen von 62,9 Prozent war nahezu doppelt so hoch wie in der Arbeitsagentur mit 31,6 Prozent. Hier hatten 639 Frauen und Männer keinen Berufsabschluss.

Einen nennenswerten Anstieg gab es bei Arbeitslosen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Das lag unter anderem daran, dass sich im Laufe des Jahres Menschen arbeitslos meldeten, deren Asylverfahren abgeschlossen wurde oder die ihre Sprach- und Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) beendet haben. Im Jahresdurchschnitt waren 2.050 Ausländer arbeitslos gemeldet, 249 oder 13,8 Prozent mehr als 2016. 305 der ausländischen Arbeitslosen wurden von der Arbeitsagentur und 1.745 vom Jobcenter betreut. Die größte Gruppe stellen mit 20,4 Prozent Türken, gefolgt von syrischen Staatsangehörigen mit 16,1 Prozent. Unter den Arbeitslosen sind auch Personen enthalten, die schon lange in Deutschland leben. Der Anteil der Arbeitslosen im Kontext von Fluchtmigration liegt bei rund 31 Prozent.

Diejenigen, die bereits sprachliche und berufliche Kompetenzen oder formale berufliche Qualifikationen erwerben konnten, sind in Ausbildung oder Erwerbstätigkeit eingemündet. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck haben sich 282 Personen im Kontext mit Fluchtmigration in Ausbildung und 576 in Erwerbstätigkeit abgemeldet.

5. Unterbeschäftigung

Neben dem gesetzlich definierten Kreis der Arbeitslosen gibt es weitere Menschen, die ohne Beschäftigung sind. Sie werden in der Unterbeschäftigung erfasst und monatlich veröffentlicht, um den Arbeitsmarkt transparent zu machen. Die Unterbeschäftigung stellt damit das Defizit an regulärer Beschäftigung dar. Hier werden neben den Arbeitslosen beispielsweise Personen in Qualifizierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten, Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer oder Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen ausgewiesen.

In Lübeck betrug 2017 die Unterbeschäftigung im Jahresdurchschnitt 14.020 Personen. Die Zahl ging in den letzten zwölf Monaten um 284 Personen (-2,0 Prozent) zurück. Die Unterbeschäftigungsquote lag mit 12,0 Prozent (-0,5 Prozentpunkte zum Vorjahr) über der von Schleswig-Holstein mit 8,2 Prozent. 4.328 Personen befanden sich im Jahresdurchschnitt in Entlastungsmaßnahmen.

6. Ausgaben und Planungen für den Bezirk der Arbeitsagentur Lübeck

Die Agentur für Arbeit Lübeck hat 2017 in der Hansestadt Lübeck und im Kreis Ostholstein 121,5 Millionen Euro ausgegeben; 3,6 Millionen oder 2,9 Prozent weniger als 2016. 

61,9 Prozent der Haushaltsmittel wurden unter anderem für die Lohnersatzleistungen Arbeitslosengeld I (75,2 Millionen Euro; -4,0 Prozent) und Insolvenzgeld (2,8 Millionen Euro; -21,3 Prozent) gezahlt. Im Jahresdurchschnitt gab es 4.325 Arbeitslosengeld I-Bezieher, die monatlich durchschnittlich 840 Euro erhielten und für die 609 Euro Sozialversicherungsbeiträge entrichtet wurden.

Rund 30 Prozent der Haushaltsmittel (35,7 Millionen Euro; +1,8 Prozent) wurde für Leistungen der aktiven Arbeitsförderung gewährt. 39 Prozent davon für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung, 27 Prozent für Weiterbildung und Qualifizierung sowie 15 Prozent für die Förderung Jugendlicher.

1.235 Jugendliche wurden von der Agentur für Arbeit und 137 vom Jobcenter Lübeck und Jobcenter Ostholstein zum Beispiel durch berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen oder Einstiegsqualifizierungen gefördert. Durch das 2015 eingeführte Instrument der „Assistierten Ausbildung“ wurden 76 junge Menschen unterstützt. Dieses kostenfreie Angebot an zusätzlichem Unterricht und sozialpädagogischer Begleitung hilft dabei, den Abschluss erfolgreich zu erreichen. 

Die Integration von Arbeitslosen auf dem Arbeitsmarkt wird 2018 durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen weiter unterstützt. Für Weiterbildung, Eingliederungszuschüsse, Aktivierung und berufliche Eingliederung, Förderung der Selbständigkeit oder spezielle Maßnahmen für Jugendliche wurden insgesamt 11,7 Millionen Euro veranschlagt. 

7. Ausgaben und Planungen des Jobcenters Lübeck

Die überaus positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat sich 2017 auch auf die vom Jobcenter Lübeck betreuten Kundinnen und Kunden ausgewirkt. 

„4.948 Integrationen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bedeuten für das Jobcenter Lübeck eine Rekordmarke – die 5.000 haben wir nur ganz knapp verfehlt“, sagt Joachim Tag, Geschäftsführer des Jobcenter Lübeck. Er freut sich darüber, dass das gute Vorjahresergebnis noch einmal leicht übertroffen werden konnte. „Daran haben auch die in Lübeck lebenden Flüchtlinge einen immer größeren Anteil. So konnte die Integrationsquote bei den Flüchtlingen um 46,8 Prozent gesteigert werden“, erläutert Tag weiter.

„Unsere persönlichen Ansprechpartner haben auch im zurückliegenden Jahr gute Arbeit geleistet und ihre hohe Beratungskompetenz effektiv eingesetzt, um ihren Kundinnen und Kunden weiterzuhelfen“, resümiert Joachim Tag.

Die Anstrengungen zur Verringerung des Fachkräftemangels hatten 2017 hohe Priorität. „Dafür hat das Jobcenter im Rahmen der arbeitsmarktpolitischen Förderung in passgenaue Qualifizierungen investiert, die möglichst zu einem anerkannten Abschluss geführt haben. Insgesamt konnten wir 19,5 Millionen Euro an Eingliederungsleistungen einsetzen“, erläutert Tag weiter. „Darunter waren zusätzliche 1,2 Millionen Euro an Mitteln für die Förderung der Flüchtlinge, so dass der deutschen Bevölkerung nichts verloren gegangen ist.“

Besonders im Pflegebereich, aber auch in den Bereichen Lager, Logistik, Baugewerbe, Gastgewerbe und anderen Dienstleistungsbranchen haben viele Jobcenterkunden eine neue Aufgabe gefunden.

Für passive Leistungen hat das Jobcenter Lübeck 171 Millionen Euro ausgegeben. 71,7 Millionen Euro wurden für Leistungen zum Lebensunterhalt gezahlt, 68,0 Millionen Euro davon für Arbeitslosgengeld II und 3,7 Millionen Euro für Sozialversicherungsbeiträge. 71,6 Millionen Euro wurden für Kosten der Unterkunft und Heizung sowie 1,0 Millionen Euro für sonstige Leistungen ausgegeben. 

Die Zahl der Leistungsempfänger ist im September 2017 (gegenüber dem Vorjahresmonat) von 27.334 auf 28.357 gestiegen. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten lag mit 19.843 etwa auf dem Niveau des Vorjahres, während die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften leicht abgenommen haben (von 15.115 auf 14.993 im September 2017). 

Nur zwei von fünf Arbeitslosengeld II- Bezieherinnen und Beziehern sind arbeitslos. Der überwiegende Teil der nicht arbeitslosen Leistungsempfängern befindet sich in einer ungeförderten (27 Prozent) oder geförderten (6 Prozent) Erwerbstätigkeit sowie im Studium oder Schulbesuch (14 Prozent). Leistungen zum Lebensunterhalt nach dem SGB II werden auch bei arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (13 Prozent), vorruhestandsähnlichen Regelungen (10 Prozent) oder bei Kindererziehung/ Pflege von Angehörigen (11 Prozent) gewährt.

Insgesamt wurden im September 2017 5.215 erwerbsfähige und 1.811 nicht erwerbsfähige Kunden ausländischer Herkunft im Jobcenter Lübeck betreut. Obwohl der Zustrom von Geflüchteten 2017 rückläufig war, ist der Anteil von Ausländern an allen Arbeitslosen in der Grundsicherung zum Jahresende auf 25 Prozent angestiegen. Betrachtet man die sogenannten „acht nichteuropäischen Herkunftsländer“ so liegt die Zahl der betreuten Flüchtlinge im erwerbsfähigen Alter ohne Bluecard im Dezember 2017 bei 2.019. Die meisten von ihnen sind syrischer Herkunft (1.164 oder 57,7 Prozent). „Unsere bereits zum Jahresbeginn 2016 eingerichtete Flüchtlingsstelle wird daher auch künftig alle Hände voll zu tun haben“, prognostiziert Tag. Auch in 2017 ging es vor allem darum, die Flüchtlinge beim Erwerb der deutschen Sprache zu unterstützen und sie dann weiter an den Arbeits- und Ausbildungsmarkt heranzuführen. 

Die Förderung und Unterstützung von Langzeitarbeitslosen stand auch 2017 im Fokus. „Wir haben diesen Personenkreis durch aufeinander abgestufte zum Teil niedrigschwellige Angebote gefördert, aber auch durch Lohnkostenzuschüsse und öffentlich geförderte Beschäftigung Gutes bewirken können. Mit unserem ESF-Projekt zur Förderung von Langzeitarbeitslosen haben wir mit Hilfe von Betriebsakquisiteuren und Coaches flankiert von Lohnkostenzuschüssen 76 Beschäftigungsangebote initiieren können. 2018 wird es darum gehen, die zahlreichen von unseren Betriebsakquisiteuren angebahnten Kontakte zwischen Langzeitarbeitslosen und Lübecker Unternehmen durch individuelle arbeitgeberorientierte Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungs-verhältnisse umzuwandeln.

2018 stehen 18,7 Millionen Euro für Eingliederungsleistungen wie berufliche Weiterbildung (23,3 Prozent des Budgets), Aktivierung und berufliche Eingliederung (25,4 Prozent), Maßnahmen für Jugendliche (10,5 Prozent), Einstiegsgeld (2,4 Prozent), Eingliederungszuschüsse (3,3 Prozent) oder Arbeitsgelegenheiten (17,8 Prozent) zur Verfügung. 

Bereits 2016 ist das Programm „Netzwerke ABCplus“ erfolgreich gestartet. Das Team berücksichtigt auch die Gesundheitsförderung als wichtigen Integrationsfaktor in den Arbeitsmarkt und für den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit. „Durch Nutzung unserer im Laufe der Jahre aufgebauten Netzwerkkontakte konnten wir auch viele Kundinnen und Kunden mit Vermittlungshemmnissen voran bringen und in 241 Fällen zu einer Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt verhelfen. 2017 haben wir daher zusammen mit den Netzwerkpartnern ein Unternehmen mit Weitblick ausgezeichnet, das sich als Chancengeber hervorgetan hat. „Wir wollen dadurch auf gute Beispiele in der Region aufmerksam machen. Arbeitgeber, die mit ihren Einstellungen ein Herz für marktfernere Kundinnen und Kunden bewiesen haben, sind gerade für unsere Kundinnen und Kunden wichtig“, fasst Joachim Tag zusammen.

8. Handlungsbedarf 2018

„Unternehmen fällt es immer schwerer, bei abnehmender Arbeitslosigkeit neue Mitarbeiter zu finden. Insbesondere Fachkräfte werden gesucht. Das eröffnet Chancen für Un- und Angelernte. Ergreifen Sie diese Chance. Trauen Sie sich Neues zu und holen Sie Ihren Abschluss nach. Eine gute Qualifikation bleibt auch bei guter Konjunktur der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit und späterer Altersarmut“, ermuntert Dusch Arbeitsuchende. 

„Ebenso wichtig ist die Bereitschaft der Unternehmen, die Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu intensivieren. Ermöglichen Sie Ihren geringqualifizierten Beschäftigten einen Kammerabschluss und bilden Sie ältere Beschäftigte weiter. Erschließen Sie sich Fachkräfte indem Sie junge Erwachsene ausbilden oder eine Teilzeitausbildung anbieten. Lernen Sie Ihre künftigen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in einem Praktikum kennen, wenn Sie nicht sicher sind, ob alle Kenntnisse mitgebracht werden“, wirbt Dusch bei Betrieben.

„Potenziale bieten auch geflüchtete Menschen. Zwei Drittel sind jünger als 30 Jahre. Hier setzen wir primär auf Ausbildung oder wollen ihre im Ausland erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten für den deutschen Arbeitsmarkt aufschließen. Das ist ein langsamer Weg, aber wenn wir es gemeinsam schaffen, ihnen diese Möglichkeiten zu eröffnen, bietet die Zuwanderung große Chancen für unsere Region. Gerne steht der Arbeitgeber-Service Unternehmen als Partner rund um alle Fragen zur Nachwuchs- und Personalgewinnung sowie Qualifizierung der einheimischen und ausländischen Arbeitnehmer zur Seite“, bietet Dusch an.

07.03.2018