Finnland und Lübeck wieder vereint
Nach pandemiebedingter Pause kam es gestern Abend in Lübeck zur Neuauflage des Deutsch-Finnischen Hafentages (DFHT). Gastgeber waren Bernd Jorkisch, Honorarkonsul der Republik Finnland in Lübeck, Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) sowie die Hansestadt Lübeck. Über 300 Logistikbegeisterte folgten ihrer Einladung in der Musik- und Kongresshalle (MuK). Sie befassten sich mit zeitgemäßen Themen wie Nachhaltigkeit in der maritimen Wirtschaft und europäische Zusammenarbeit im Ostseeraum.
Zu den Rednern zählte unter anderem Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. Erst kürzlich hatte er in einer Regierungserklärung hervorgehoben, dass Schleswig-Holstein die Zusammenarbeit im Ostseeraum verstärken wolle und den Ostseeraum als Chancenregion begreife. Per Videobotschaft meldeten sich der finnische Minister für Verkehr und Kommunikation, Timo Harakka, sowie sein Kollege Thomas Blomqvist zu Wort, Minister für nordische Zusammenarbeit. Ville Haapasaari, Hafenchef in Helsinki, hielt den Hauptvortrag des Abends.
Dabei hob Haapasaari unter anderem die traditionell guten Beziehungen zwischen den finnischen Häfen und Lübeck hervor: „Es werden nicht nur Güter und Passagiere befördert, sondern auch die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Menschen sind stark. Dies spiegelt sich auch in der engen Zusammenarbeit zwischen unseren Häfen wider, in der wir ähnliche Dienste, Prozesse und Infrastrukturen auf beiden Seiten der Ostsee entwickeln.“
Auch auf die Auswirkungen der Pandemie ging Haapasaari ein. Das Hauptaugenmerk habe darauf gelegen, Transporte und Hafenbetrieb sicherzustellen, um die Gesellschaft funktionsfähig zu halten. „Ich denke, dass das den Ostseehäfen insgesamt gut gelungen ist. Auf mögliche weitere Pandemien sind wir viel besser vorbereitet.“ Was den Klimawandel beträfe, so stellte Haapasaari fest: „Für einen funktionierenden Hafen im Herzen der Stadt ist die Unterstützung der umliegenden Gemeinden von entscheidender Bedeutung. Ohne diese „gesellschaftliche Betriebserlaubnis“ könnten Häfen und deren Verkehre gefährdet sein. Dies gibt den Unternehmen eine klare Motivation, sich auf diese Maßnahmen zu konzentrieren. Wir Häfen wollen Teil der Lösung für den Klimawandel sein.“
Finnland treibt den ökologischen und digitalen Wandel im Land an und hat das Ziel, 2035 klimaneutral zu sein. Die EU hat dazu bereits 2,1 Milliarden Euro aus dem Aufbauplan „NextGenerationEU“ avisiert. Damit plant das Land, in Schifffahrt, Cybersicherheit, Digitalisierung, Gesundheitstechnologie und Nachhaltigkeit zu investieren.
Auf dem weiteren Programm standen Podiumsdiskussionen zu den Themen „Nachhaltige Hafenlogistik“ und „Europäische Zusammenarbeit“. Zu den Teilnehmenden zählten die finnische Botschafterin Anne Sipiläinen, Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Buchholz sowie Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau.
Der finnische Honorarkonsul Bernd Jorkisch, der die Ostsee als Zukunftsregion sieht, wies auf die Bedeutung der deutsch-finnischen Beziehungen hin: „Deutschland bleibt der wichtigste Handelspartner Finnlands, auch wenn es mit einem bilateralen Handelsvolumen von 17,2 Milliarden Euro im Jahr 2020 einen pandemiebedingten Rückgang gab. Und Lübeck spielt dabei durchaus eine wichtige Rolle.“ Denn der Lübecker Hafen bildet für den Warenverkehr zwischen Finnland und Zentraleuropa einen wichtigen Brückenkopf. Mittlerweile sind elf finnische Häfen mit den Anlagen der LHG verbunden. Bis zu 1 600 Schiffsanläufe aus Finnland werden pro Jahr gezählt.
Dem Abendereignis vorgeschaltet war eine Tagung mit Fachvorträgen und Workshop am Vormittag. Unter dem Dachbegriff „Technik und Klimawandel“ referierten Vertreter von Siemens, Nokia und der Telekom. Anhand von Fallbeispielen beleuchteten sie die Themen 5G-Technologie in der Logistik sowie „Digitaler Zwilling“ und Künstliche Intelligenz. Die Ergebnisse des Workshops wurden später beim DFHT vorgestellt. „Die Tagung gewinnt von Jahr zu Jahr an Format“, freute sich LHG-Chef Sebastian Jürgens. „Dort können wir unsere Forschungsprojekte mit Fachleuten diskutieren und gleichzeitig von deren „Best Practice“ lernen. Einige dieser Projekte führen wir gemeinsam mit unseren finnischen Partnern durch.“