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Arbeitsmarktbilanz 2018 und Ausblick 2019

  • Arbeitslosigkeit ging in der Hansestadt Lübeck zurück
  • Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg weiter an
  • Arbeitslosenquote ging auf 7,8 Prozent zurück
  • Qualifizierung steht 2019 im Mittelpunkt

Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland blieb 2018 aufwärtsgerichtet, hat aber an Schwung verloren. Trotz eines schwächeren Wirtschaftswachstums sind Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gestiegen. Gestützt wurde die Konjunktur abermals vom Konsumverhalten der Verbraucher. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind jahresdurchschnittlich weiter gesunken. Die Arbeitsmarktentwicklung zeigt sich seit der großen Rezession von 2009 gegenüber der konjunkturellen Fluktuation sehr robust.

„Auch im Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck ist die Arbeitslosigkeit zum fünften Mal in Folge gesunken. Zuletzt waren vor 37 Jahren weniger Arbeitslose gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag in der Hansestadt Lübeck im Jahresdurchschnitt bei 7,8 Prozent. Trotz internationaler Unsicherheiten geht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für unseren Bezirk von einem moderaten Beschäftigungswachstum und sinkender Arbeitslosigkeit aus. Wie wir bereits in der Vergangenheit gesehen haben, ist unser regionaler Arbeitsmarkt nicht konjunkturgetrieben und hat weniger Höhen und Tiefen. Arbeitskräfte sind bereits in vielen Bereichen knapp. Unternehmen überlegen sich zweimal, ob sie sich von jemandem trennen - auch in einer vorübergehenden Brexit-Delle. Bei Bedarf könnten wir Betriebe mit Kurzarbeit und aktiver Arbeitsmarktpolitik dabei unterstützen, die Beschäftigten zu halten“, erklärt Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Lübeck. 

„Risiken sehe ich eher bei der Fachkräftesicherung. Demografischer Wandel und Digitalisierung beschleunigen die Veränderungen am Arbeitsmarkt. Die Aus- und Weiterbildung ist ein wichtiger Schlüssel, um alle Potenziale auszuschöpfen und die immer knapper werdenden Fachkräfte zu gewinnen. Qualifizierung wird ein Schwerpunkt unserer Arbeit in diesem Jahr sein“, ergänzt Dusch.

1. Beschäftigung

Bereits das dreizehnte Jahr in Folge steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Hansestadt Lübeck an. Laut den aktuellsten Daten haben 97.350 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Ende Juni 2018 in der Hansestadt Lübeck gearbeitet, ein Plus von 2.295 oder 2,4 Prozent. Die Entwicklung fiel etwas stärker als in Schleswig-Holstein (+2,0 Prozent) und im Bundesgebiet (+2,2 Prozent) aus. 

Bei der Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten ist ebenfalls ein Anstieg auf 20.420 (+673 oder 3,4 Prozent) zu beobachten, ebenso wie in Schleswig-Holstein (+1,5 Prozent) und im Bundesgebiet (+1,0 Prozent). 

Die Mehrfachbeschäftigungsquote beträgt 8,5 Prozent und liegt damit unter dem Landesdurchschnitt von 9,7 Prozent. Sie gibt an, wie hoch der Anteil der Mehrfachbeschäftigten an allen Beschäftigten ist. Die bedeutsamste Form der Mehrfachbeschäftigung ist die Kombination von sozialversicherungspflichtigem und geringfügigem Beschäftigungsverhältnis. In die Erwerbstätigenrechnung gehen allerdings alleine die ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten ein, weil die Nebenjobber schon mit ihrer Hauptbeschäftigung gezählt werden.

Der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beruht sowohl auf mehr Vollzeit- als auch auf mehr Teilzeitbeschäftigung. Mit der Umsetzung einer EU Richtlinie im Teilzeit- und Befristungsgesetz im Jahr 2001 wurden die Rechte der Arbeitnehmenden zur Verringerung der Arbeitszeit gestärkt. In der Folge nahm die Zahl der Teilzeitbeschäftigten deutschlandweit – und auch in Lübeck - zu. Im Vergleich zum Vorjahr gab es eine Zunahme um 3,4 Prozent auf 31.387 (Schleswig-Holstein +3,7 Prozent). Mit einem Anteil von 32,2 Prozent an allen Beschäftigten liegt der Teilzeitanteil über dem Landesdurchschnitt von 31,4 Prozent.

In nahezu allen Wirtschaftszweigen wie zum Beispiel dem verarbeitenden Gewerbe (+542), wirtschaftlichen Dienstleistungen (+316) oder Gesundheitswesen (+313) nahm die Zahl der Beschäftigten zu. Einen besonders auffälligen Anstieg (+1.566) gab es beim Wirtschaftszweig Immobilien, freiberufliche wissenschaftliche und technische Dienstleistungen. Da es gleichzeitig einen ebenso auffälligen Rückgang (-1.701) im Bereich Heime und Sozialwesen gab, wird es sich um eine Verlagerung des Beschäftigungsschwerpunktes handeln. 

Mit 76,5 Prozent der Beschäftigten ist der tertiäre oder Dienstleistungssektor stärker ausgeprägt als im Landes- (75,2 Prozent) und Bundesschnitt (70,9 Prozent). Da auch der Anteil des produzierenden Gewerbes (23,4 Prozent), in dem die Gehaltsstruktur meist besser ist, sowie der Anteil Hochqualifizierter (12,7 Prozent) vergleichsweise hoch sind, lag 2017 in Lübeck der Medianwert der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) mit 3.036 Euro über dem von Schleswig-Holstein (2.958 Euro). Er war allerdings niedriger als im Bundesgebiet (3.209 Euro).

Demografiebedingt ist die Zahl der älteren Beschäftigten zwischen 55 und 65 Jahren auf 17.517 (+5,3 Prozent) gestiegen. Besonders stark war der Anstieg mit 10,4 Prozent auf 1.084 Arbeitnehmende bei 65 Jahre und Älteren. Dennoch ist der Anteil der Beschäftigten über 55 Jahre mit 19,1 Prozent an allen Beschäftigten niedriger als im Landes- und Bundeschnitt mit jeweils 20,1 Prozent.

Vom Zuwachs der Beschäftigung haben Männer (+3,2 Prozent) stärker als Frauen (+1,6 Prozent) profitiert. 51,5 Prozent (50.135) aller Beschäftigten, die in Lübeck arbeiten, sind männlich. In Schleswig-Holstein liegt der Anteil bei 52,3 Prozent und im Bundesgebiet bei 53,8 Prozent. 

Einen Zuwachs gab es auch bei Ausländern (+15,9 Prozent). Insgesamt 8,9 Prozent (8.660) der Beschäftigten haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. In Schleswig-Holstein sind es 7,1 Prozent und im Bundesgebiet 11,7 Prozent. Die größte Gruppe stellen mit 19,8 Prozent Türken, gefolgt von Polen (14,4 Prozent) und Bulgaren (6,0 Prozent).

2. Arbeitskräftenachfrage

Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften kann über die Zugänge der gemeldeten Arbeitsstellen abgebildet werden. Weil bei der Stellenbesetzung zum Beispiel auch Stellenangebote in Zeitungen oder persönliche Kontakte genutzt werden, decken diese nur einen Teil der Nachfrage ab. 

2018 wurden in der Hansestadt Lübeck 7.314 offene Stellen zur Besetzung gemeldet, das waren 4,2 Prozent weniger als 2017. In Schleswig-Holstein ging das Angebot um 5,7 Prozent und im Bundesgebiet um 3,1 Prozent zurück. 

Obwohl das Angebot von Zeitarbeitsunternehmen um 650 (-22,1 Prozent) auf 2.297 Stellen zurückging, blieb es die nachfragestärkste Branche. Weitere Schwerpunkte der Arbeitskräftenachfrage kamen aus den Wirtschaftszweigen Gesundheits- und Sozialwesen (796), Handel (746), freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (534) sowie Gastgewerbe (516).

Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschiebt sich in einigen Berufen bereits zu Gunsten der Arbeitnehmenden und Fachkräfteengpässe verstärken sich. In Berufen der Mechatronik, Energie und Elektronik standen in Lübeck zum Beispiel nur noch rechnerisch 0,3 Arbeitslose je gemeldeter Stelle zur Verfügung. In Berufen der Metallerzeugung/ ‑verarbeitung waren es rechnerisch 0,5 und in medizinischen Gesundheitsberufen 0,7 Arbeitslose. Auch in Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie Kunststoff- und Holzherstellung/-verarbeitung steht weniger als eine Arbeitskraft pro Stelle zur Verfügung. Die Besetzungsprozesse werden schwieriger. Entsprechend lang ist auch die Zeit von dem gewünschten Besetzungstermin bis zur tatsächlichen Besetzung der Stelle. Sie lag zum Beispiel in Berufen der Metallerzeugung/-verarbeitung bei 178 Tagen, in Berufen der Mechatronik, Energie und Elektronik bei 177 Tagen und in medizinischen Gesundheitsberufen bei 136 Tagen.

3. Arbeitskräfteangebot

Im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Jahresdurchschnitt 14.263 Arbeitnehmende arbeitslos gemeldet, 1.176 oder 7,8 Prozent weniger als 2017.

In der Hansestadt Lübeck fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit 8,1 Prozent oder 785 Frauen und Männern auf 8.907 etwas stärker als in Schleswig-Holstein (-8,0 Prozent) und im Bundesgebiet (-7,6 Prozent) aus. Die meisten Arbeitslosen waren im Januar (9.678) gemeldet, während der niedrigste Bestand im Oktober (8.398) erreicht wurde. 

Von den 8.907 Arbeitslosen wurden 2.367 (-62 oder 2,6 Prozent) von der Agentur für Arbeit und 6.541 (-723 oder 9,9 Prozent) vom Jobcenter Lübeck betreut. 

Die Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es viel Bewegung. Im Laufe des Jahres 2018 haben sich im Gesamtbezirk in beiden Rechtskreisen 41.533 (‑4,2 Prozent zum Vorjahr) Arbeitnehmende arbeitslos gemeldet und 42.717 (-3,2 Prozent) Frauen und Männer konnten die Arbeitslosigkeit wieder verlassen. 

In der Hansestadt Lübeck meldeten sich 26.097 (-4,2 Prozent) Frauen und Männer arbeitslos; 9.580 (-2,4 Prozent) davon in der Arbeitsagentur und 16.517 (-5,2 Prozent) im Jobcenter. Die Arbeitslosigkeit wieder verlassen konnten 26.912 (-2,4 Prozent) Arbeitnehmende; 9.362 (-0,1 Prozent) davon wurden von der Arbeitsagentur und 17.550 (‑3,5 Prozent) vom Jobcenter betreut. 

Dabei ist die Zahl der Meldungen aus einer Erwerbstätigkeit in der Arbeitsagentur um 143 oder 2,4 Prozent auf 5.747 Arbeitnehmende und im Jobcenter Lübeck um 155 oder 5,2 Prozent auf 2.846 Arbeitnehmende zurückgegangen. In eine Erwerbstätigkeit einmünden konnten 4.633 der von der Arbeitsagentur betreuten Frauen und Männer, 6 oder 0,1 Prozent weniger als 2017. Im Jobcenter waren es 3.310 (-198 oder 5,6 Prozent). 

Nahezu 60 Prozent der von der Arbeitsagentur betreuten Menschen und ein Drittel der vom Jobcenter betreuten Kundinnen und Kunden sind weniger als drei Monate arbeitslos.

76,7 Prozent der Abgänge aus Arbeitslosigkeit sind in Lübeck und Ostholstein nach sechs und 62,1 Prozent nach 12 Monaten noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Bei weiteren 1.190 Arbeitnehmenden, die sich arbeitsuchend gemeldet haben, wurde die Arbeitslosigkeit verhindert. Sie konnten bereits während der Job-to-Job-Phase integriert werden.

Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug in der Hansestadt Lübeck im Jahresdurchschnitt 7,8 Prozent. Damit blieb sie erneut über den Quoten von Schleswig-Holstein (5,5 Prozent) und vom Bundesgebiet (5,2 Prozent). Die Arbeitslosenquote bewegte sich zwischen dem höchsten Wert im Januar und Februar von 8,5 Prozent und dem niedrigsten von 7,3 in den Monaten September bis Dezember.

Auf allen regionalen Arbeitsmärkten gab es einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. 


Bezirk

Bestand an Arbeitslosen

% - Veränd. zum Vorjahr

Arbeitslosenquote

auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen

SGB III-

Anteil

SGB II-

Anteil

Schleswig-Holstein

85.053

-8,0

5,5

34,3

65,7

Gesamtbezirk

14.263

-7,6

6,5

31,8

68,2

Hansestadt Lübeck

8.907

-8,1

7,8

26,6

73,4

Ostholstein

5.356

-6,8

5,1

40,6

59,4

Südbezirk (Geschäftsstelle Hauptagentur Lübeck und Umgebung)

10.044

-7,7

7,0

28,4

71,6

Mittelbezirk (Geschäftsstelle Eutin und Umgebung)

2.492

-7,2

5,6

34,7

65,3

Nordbezirk (Geschäftsstelle Oldenburg und Umgebung)

1.728

-7,9

5,6

47,7

52,3

Die Jahresarbeitslosenquote der von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitnehmenden ging um 0,1 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent zurück. Im Jahresverlauf bewegte sie sich zwischen 2,4 und 1,8 Prozent. 

Die Quote der Kunden des Jobcenter Lübeck ging um 0,7 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent zurück. Hier bewegte sie sich zwischen 6,2 und 5,4 Prozent. 

Beide Arbeitslosenquoten sind seit 2005 stärker zurückgegangen als in Schleswig-Holstein und im Bundesgebiet.

4. Arbeitslosigkeit einzelner Personengruppen

Nahezu alle Personengruppen konnten vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren.

Im Jahresdurchschnitt ging die Zahl der Frauen (-8,9 Prozent) stärker zurück als die der Männer (-7,5 Prozent). Damit ging der Anteil der Frauen an allen Arbeitslosen auf 43,1 Prozent zurück. Insgesamt waren 3.843 Frauen (1.059 SGB III, 2.783 SGB II) und 5.065 Männer (1.307 SGB III, 3.757 SGB II) im Jahresdurchschnitt arbeitslos. 

Ein Rückgang konnte auch bei Jüngeren unter 25 Jahren verzeichnet werden. Im Jahresdurchschnitt waren 770 Jüngere (278 SGB III, 493 SGB II) arbeitslos gemeldet, 7,9 Prozent weniger als 2017. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 8,6 Prozent. In Schleswig-Holstein betrug der Anteil 10,0 Prozent.

Ältere konnten ebenfalls von der guten Arbeitsmarktlage profitieren. Insgesamt waren 2.737 (835 SGB III, 1.902 SGB II) der Arbeitslosen älter als 50 Jahre, 5,7 Prozent weniger als 2017. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 30,7 Prozent und war damit niedriger als in Schleswig-Holstein mit 33,3 Prozent.

Den stärksten Rückgang gab es bei Langzeitarbeitslosen. Insgesamt waren 3.181 Arbeitnehmende ein Jahr und länger arbeitslos (-9,5 Prozent). Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 35,7 Prozent. Er blieb damit etwas höher als in Schleswig-Holstein (34,5 Prozent). Bei der Arbeitsagentur waren 7,8 Prozent aller Arbeitslosen Langzeitarbeitslose (184) und beim Jobcenter 45,8 Prozent (2.997). 

Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung waren stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als vor einem Jahr. Ihr Risiko arbeitslos zu werden ist mehr als fünf Mal so hoch wie bei Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Berufsausbildung betrug in der Hansestadt Lübeck 4,0 Prozent, während sie bei Ungelernten bei 26,6 Prozent lag. Im Jahresdurchschnitt waren im Jobcenter Lübeck 4.448 Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung gemeldet. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen von 68,0 Prozent war doppelt so hoch wie in der Arbeitsagentur mit 32,4 Prozent. Hier hatten 768 Frauen und Männer keinen Berufsabschluss.

Einen leichten Rückgang gab es bei Arbeitslosen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Jahresdurchschnitt waren 2.009 Ausländer arbeitslos gemeldet, 41 oder 2,0 Prozent weniger als 2017. 323 der ausländischen Arbeitslosen wurden von der Arbeitsagentur und 1.685 vom Jobcenter betreut. Die größte Gruppe stellen mit 19,8 Prozent Türken, gefolgt von syrischen Staatsangehörigen mit 18,1 Prozent und Iraker mit 8,6 Prozent. Unter den Arbeitslosen sind auch Personen enthalten, die schon lange in Deutschland leben. Der Anteil der Arbeitslosen im Kontext von Fluchtmigration liegt bei rund 34 Prozent.

Diejenigen, die bereits sprachliche und berufliche Kompetenzen oder formale berufliche Qualifikationen erwerben konnten, sind in Ausbildung oder Erwerbstätigkeit eingemündet. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck haben sich im Laufe des Jahres 399 Personen im Kontext mit Fluchtmigration in Ausbildung und 889 in Erwerbstätigkeit abgemeldet. In der Hansestadt waren es 215 Abmeldungen in Ausbildung und 506 in Erwerbstätigkeit.

Diese Arbeitsaufnahmen sind nicht nur von kurzer Dauer. 68,4 Prozent der Menschen aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern sind in der Hansestadt Lübeck nach sechs und 61,4 Prozent nach 12 Monaten noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

5. Unterbeschäftigung

Neben dem gesetzlich definierten Kreis der Arbeitslosen gibt es weitere Menschen, die ohne Beschäftigung sind. Sie werden in der Unterbeschäftigung erfasst und monatlich veröffentlicht, um den Arbeitsmarkt transparent zu machen. Die Unterbeschäftigung stellt damit das Defizit an regulärer Beschäftigung dar. Hier werden neben den Arbeitslosen beispielsweise Personen in Qualifizierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten, Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer oder Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen ausgewiesen.

In Lübeck betrug 2018 die Unterbeschäftigung im Jahresdurchschnitt 13.003 Personen. Die Zahl ging in den letzten zwölf Monaten um 1.018 Personen (-7,3 Prozent) zurück. Die Unterbeschäftigungsquote lag mit 11,0 Prozent (-1,0 Prozentpunkte zum Vorjahr) über der von Schleswig-Holstein mit 7,5 Prozent. 4.096 Personen befanden sich im Jahresdurchschnitt in Entlastungsmaßnahmen.

6. Ausgaben und Planungen für den Bezirk der Arbeitsagentur Lübeck

Die Agentur für Arbeit Lübeck hat 2018 in der Hansestadt Lübeck und im Kreis Ostholstein 120,7 Millionen Euro ausgegeben; 0,8 Millionen oder 0,6 Prozent weniger als 2017. 

62,9 Prozent der Haushaltsmittel wurden unter anderem für die Lohnersatzleistungen Arbeitslosengeld I (74,5 Millionen Euro; -0,8 Prozent) und Insolvenzgeld (1,4 Millionen Euro; -48,7 Prozent) gezahlt. Im Jahresdurchschnitt gab es 4.175 Arbeitslosengeld I-Bezieher, die monatlich durchschnittlich 864 Euro erhielten und für die 624 Euro Sozialversicherungsbeiträge entrichtet wurden.

Rund 30 Prozent der Haushaltsmittel (35,9 Millionen Euro; +0,3 Prozent) wurde für Leistungen der aktiven Arbeitsförderung gewährt. 39 Prozent davon für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung, 32 Prozent für Weiterbildung und Qualifizierung sowie 15 Prozent für die Förderung Jugendlicher.

1.174 Jugendliche wurden von der Agentur für Arbeit und 128 vom Jobcenter Lübeck und Jobcenter Ostholstein zum Beispiel durch berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen oder Einstiegsqualifizierungen gefördert. Durch das 2015 eingeführte Instrument der „Assistierten Ausbildung“ wurden im Jahresdurchschnitt 80 junge Menschen unterstützt. Dieses kostenfreie Angebot an zusätzlichem Unterricht und sozialpädagogischer Begleitung hilft dabei, den Abschluss erfolgreich zu erreichen. 

Die Integration von Arbeitslosen auf dem Arbeitsmarkt wird 2019 durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen weiter unterstützt. Für Weiterbildung, Eingliederungszuschüsse, Aktivierung und berufliche Eingliederung, Förderung der Selbständigkeit oder spezielle Maßnahmen für Jugendliche wurden insgesamt 18,1 Millionen Euro veranschlagt. 

7. Ausgaben und Planungen des Jobcenters Lübeck

Auch 2018 hat sich die sehr positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt fortgesetzt. Davon konnten ebenso die Kundinnen und Kunden in der Grundsicherung in Lübeck profitieren. 

So kann sich Joachim Tag, Geschäftsführer des Jobcenter Lübeck, im vergangenen Jahr über eine hohe Integrationsquote der Kundinnen und Kunden in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung freuen. An dieser haben Personen im Kontext von Fluchtmigration von Jahr zu Jahr größeren Anteil. „4724 Integrationen bedeuten 25,1 Prozent als Integrationsquote insgesamt. Das kann sich sehen lassen und ist ein guter Beitrag dazu, die berufliche Teilhabe in Lübeck weiter auszubauen. Bei geflüchteten Menschen liegt die Quote bei 24,2 Prozent was einer Steigerung von 27,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. “ 

„Wir haben auch im vergangenen Jahr konsequent auf eine gute individuelle Beratung unserer Kundinnen und Kunden gesetzt“, erklärt Tag weiter, „und legen dabei den Fokus auf die Betrachtung der Zielgerichtetheit des Beratungsprozesses über einen längeren Zeitraum. Unsere Teamleiterinnen und Teamleiter werten dies in konstruktiven Gesprächen mit den persönlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern regelmäßig aus. Das trägt Früchte.“ 

Nur zwei von fünf Arbeitslosengeld II- Bezieherinnen und Beziehern sind arbeitslos. Der überwiegende Teil der nicht arbeitslosen Leistungsempfänger befindet sich in einer ungeförderten (26 Prozent) oder geförderten (5 Prozent) Erwerbstätigkeit sowie im Studium oder Schulbesuch (14 Prozent). Leistungen zum Lebensunterhalt nach dem SGB II werden auch bei arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (15 Prozent), vorruhestandsähnlichen Regelungen (7 Prozent) oder bei Kindererziehung/ Pflege von Angehörigen (11 Prozent) gewährt.

2018 hat sich die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Vergleich zum Vorjahr um 1.339 auf 18.504 reduziert, die Zahl der betreuten Bedarfsgemeinschaften ging um 1.065 auf 13.928 im September 2018 zurück. Dies entspricht einem Rückgang von 7,1 Prozent.

Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Kontext von Fluchtmigration lag im Jahresdurchschnitt bei 2.448. Das sind 12,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Trotz der guten Ergebnisse, spielt bei der Integration der geflüchteten Menschen der Spracherwerb jedoch weiterhin eine herausragende Rolle“, stellt Tag resümierend fest.

Gerade im Rechtskreis SGB II hat sich die Zahl der Arbeitslosen auch im letzten Jahr spürbar verringert. „Erfreulich ist, dass davon auch die Langzeitarbeitslosen profitiert haben. Nachdem vor Jahren noch 4.300 langzeitarbeitsarbeitslose Leistungsberechtigte im Jobcenter Lübeck betreut wurden, kümmern wir uns jetzt nur noch um 2.830 langzeitarbeitslose Personen am Ende des Jahres. Das sind fast 400 weniger als noch ein Jahr zuvor“, so Tag weiter.

Für die Unterstützung der Langzeitarbeitslosen und Langzeitleistungsbezieher war die Tätigkeit des Teams Netzwerke ABCPlus auch 2018 hilfreich. „Neben vielen Netzwerkkontakten, deren Dienstleistungen auch für unsere Kundinnen und Kunden genutzt werden konnten, ist unsere Kooperation mit den gesetzlichen Krankenkassen hervorzuheben. Viele unserer Kunden haben gesundheitliche Hemmnisse, bei deren Überwindung wir ihnen gern helfen wollen“, erläutert Joachim Tag.

2018 machte auch das Jobcenter selbst einen Riesenschritt in Richtung digitale Zukunft, indem es die elektronische Akte einführte und daher die Papierakten in Richtung Archiv befördern konnte. „In Zukunft wird sicherlich auch im SBG II die Erbringung der Dienstleistungen zunehmend online erfolgen. Darauf wollen wir vorbereitet sein“ so Tag.

Für das kommende Jahr 2019 sieht sich das Jobcenter insbesondere vor zwei Herausforderungen gestellt.

Zum einen gilt es dafür zu sorgen, dass die Kundinnen und Kunden in einer sich immer schneller verändernden Arbeitswelt in Zeiten der Digitalisierung versuchen, den Anschluss zu schaffen. Hierfür strebt das Jobcenter eine hohe Förderintensität hinsichtlich der beruflichen Qualifizierung an. „Jeder, der eine Fortbildung absolvieren möchte und dazu in der Lage ist, sie auch erfolgreich mitzumachen, wird vom Jobcenter Lübeck gefördert“, erläutert Tag die Ausrichtung für das neue Jahr. „Dazu nutzen wir das gesamte Spektrum, das an Weiterbildungen zur Verfügung steht, egal ob es sich um Modulschulungen, Teilqualifizierungen oder Ausbildung und Umschulung handelt“, ergänzt Tag.

Die andere große Herausforderung stellt die Umsetzung des neuen Teilhabechancengesetzes dar. Es bietet aber allen Jobcentern außergewöhnliche Fördermöglichkeiten, um sehr arbeitsmarktferne Kundinnen und Kunden, die schon sechs Jahre im Leistungsbezug innerhalb der letzten sieben Jahre sind, in den Arbeitsmarkt zu integrieren oder ihnen zumindest wieder mehr Teilhabe zu ermöglichen. „Das Interesse in Lübeck an dieser neuen Fördermöglichkeit ist riesengroß und unsere Kolleginnen und Kollegen sind mit großem Engagement bei der Sache“, freut sich Tag und sieht deswegen den Herausforderungen 2019 zuversichtlich entgegen.

Für passive Leistungen hat das Jobcenter Lübeck 163 Millionen Euro ausgegeben. 63,7 Millionen Euro wurden für Leistungen zum Lebensunterhalt gezahlt, 60,2 Millionen Euro davon für Arbeitslosgengeld II und 3,5 Millionen Euro für Sozialversicherungsbeiträge. 68,1 Millionen Euro wurden für Kosten der Unterkunft und Heizung sowie 950.000 Euro für sonstige Leistungen ausgegeben. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wurden mit 20,7 Millionen Euro gefördert.

2019 stehen 23,1 Millionen Euro für Eingliederungsleistungen wie berufliche Weiterbildung (12 Prozent des Budgets), Aktivierung und berufliche Eingliederung (32 Prozent), Maßnahmen für Jugendliche (7 Prozent), Teilhabe am Arbeitsmarkt (13 Prozent), Einstiegsgeld (2 Prozent) oder Eingliederungszuschüsse (2 Prozent) zur Verfügung. 

8. Handlungsbedarf 2019

Arbeitskräfte sind in den letzten Jahren deutlich knapper geworden. Das wird sich noch verstärken, wenn die Generation der „Babyboomer“ in Rente geht. Aufgrund der geburtenschwächeren Jahrgänge rücken nicht annähernd genug junge Menschen nach. Besonders Arbeitskräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung oder einem Studium sind bei der Arbeitssuche oft schnell erfolgreich.

„Die Nachfrage nach Fachkräften eröffnet Chancen für Un- und Angelernte. Ergreifen Sie diese Chance. Trauen Sie sich Neues zu und holen Sie Ihren Abschluss nach. Eine gute Qualifikation bleibt der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit und späterer Altersarmut“, ermuntert Dusch. 

„Das neue Qualifizierungschancengesetz bietet bessere Weiterbildungsmöglichkeiten auch für Beschäftigte, deren Tätigkeiten vom Strukturwandel und von Digitalisierung betroffen sind. Ihnen soll unabhängig von Ausbildung, Lebensalter und Betriebsgröße eine Anpassung und Fortentwicklung ihrer beruflichen Kompetenzen ermöglicht werden. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können sich die Weiterbildung ihrer Beschäftigten vom Staat fördern lassen. Gerne steht ihnen der Arbeitgeber-Service als Partner rund um alle Fragen zur Nachwuchs- und Personalgewinnung sowie Qualifizierung zur Seite“, bietet Dusch an.

20.03.2019